Zwischen Ambedkarismus und Wahlpolitik – Die Zukunft der Dalit-Bewegung in Indien

Die Dalit-Politik war tief verwurzelt im Denken Dr. B.R. Ambedkars, der mit seiner Vision von Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit das Fundament für eine politische Praxis gelegt hat, die weit über identitätspolitische Repräsentation hinausgeht. Mit Verfassungsinstrumenten wie den Quotenregelungen sowie starken Bewegungen an der Basis, von den Dalit Panthers bis hin zur Bhim Army, hat sich eine kämpferische Dalit-Mittelschicht und eine selbstbewusste Dalit-Kultur etabliert. Doch trotz dieser Errungenschaften sieht sich die Bewegung mit internen Fragmentierungen, wirtschaftlicher Marginalisierung und zunehmenden Vereinnahmungsversuchen durch etablierte Parteien konfrontiert. Die Instrumentalisierung Ambedkars durch regierende Kräfte bei gleichzeitiger Aushöhlung von Schutzmechanismen wie dem SC/ST (Prevention of Atrocities) Act führt zu einem gefährlichen Spannungsverhältnis zwischen Anerkennung und Entmachtung.

Für die Zukunft der Dalit-Politik wird entscheidend sein, ob sie es schafft, sich stärker intersektional aufzustellen; etwa durch Allianzen mit Bäuer*innen-, Arbeiter*innen- oder feministischen Bewegungen und ökonomische Gerechtigkeit als zentrales politisches Ziel zu formulieren. Dabei steht sie vor einem Dilemma: Der Spagat zwischen ideologischer „Reinheit“ und pragmatischen Allianzen, kann entweder neue Machtoptionen eröffnen oder die eigene Basis entfremden. Gleichzeitig zeigt die internationale Dalit-Diaspora, dass Ambedkars Ideen auch global an Zugkraft gewinnen, etwa in Kampagnen gegen Kastendiskriminierung in den USA und Großbritannien. Die Dalit-Politik bleibt also ein Seismograph für den Zustand der indischen Demokratie – und ihr Erfolg könnte mitentscheiden, ob die indische Republik den Weg zu mehr sozialer Gerechtigkeit oder zur Kastenverfestigung einschlägt.

Mehr dazu hier: https://countercurrents.org/2025/03/what-is-the-strength-and-weakness-of-dalit-politics-and-its-future/

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